zur Ausstellung von
Fotoarbeiten von Siglinde Kallnbach DIESER
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in der in focus Galerie Köln (Burkhard Arnold)
Ausstellungsdauer: 14.1. - 13.2.2000 (zusammen mit Christine
Webster)
damals: Marzellenstr. 9, 50667 Köln
heute: Brüsseler Str. 83, 50672 Köln
Tel. u. Fax: 0221/13 00 341, galerie@in-focus-fotogalerie-koeln.de
Zu ihrer Arbeit:
Siglinde KalInbach, früher in Kassel und später in Berlin ansässig,
lebt seit 1994 in Köln. Die Absolventin der HbK / GHK Kassel absolvierte
1977/78 ein "Academic Year" an der Auckland University Neuseeland.
Mehrere ausgedehnte Reisen führten sie nach Australien, nach Japan und
in verschiedene andere asiatische Länder. Auf Sri Lanka nahm sie zwei Monate
Unterricht bei einem Feuertanzmeister, und von den japanischen Yamabushi-Mönchen
ließ sie sich in deren Mysterien einweihen und lernte dabei, durch intensive
Meditation und Kontemplation über Feuer zu laufen, ohne Schmerz zu spüren
oder Verbrennungen zu erleiden.
Feuer, Asche, Wachs und Farbe spielten in ihren Performances bis weit in die
90er Jahre eine bedeutende Rolle - sowohl als künstlerisch-dramaturgische
Materialien wie auch als Elemente einer rituell-mythologischen Bedeutung. Die
jetzt ausgestellten Fotoarbeiten belegen, daß in diesem Zusammenhang auch
dem eigenen Körper im Prozeß der Aktion die Funktion eines "Materials"
zugewiesen wird, das in extremer Weise bearbeitet wird, manchmal 0an historische
Teeren- und Federn-Foltern erinnernd. In manchen Malaktionen wird die Diskrepanz
zwischen Körper und Raum aufgehoben - das Agieren mit der Farbe erstreckt
sich in expressiv-gestischer Weise vom Körper auf die Wände und den
Boden des Aktionsraumes - und führt aus dieser unmittelbaren Umgebung dann
wieder auf das eigene physische wie psychische ICH zurück.
Wo neben der Archaik des Feuers vor allem das religionsgeschichtliche Phänomen
der "Hexe" thematisiert wird, rekurriert diese Inszenierung des Körperlichen
auch auf Fragen nach der weiblichen Identität. Die Erniedrigung der Frau
in den äußerst brutalen japanischen Porno-Comics führte Siglinde
Kallnbach fernöstlichem Publikum durch bewußt abstoßend wirkende
Verklebung ihres nackten Körpers mit warmem Reis und Katsubushi-Fischflocken
vor. Daß die Ideale der Französischen Revolution Brüderlichkeit,
nicht aber ebenso Schwesterlichkeit bedeuten, machte sie zum 200. Jahrestag
des Sturms auf die Bastille mit einer Körperhülle aus rohem Ei und
Federn deutlich, allerdings mit klarer Absage an den Dogmatismus der radikal-feministischen
Bewegung.
Bei Siglinde Kallnbach geht das Ausloten von physischer Existentialität
über die oftmals formalistische Body Art weit hinaus, verbindet sich auch
in ihren jüngsten Performances bisweilen mit Trance-Techniken, die sie
in Asien kennengelernt hatte. Gleichwohl ist der körperliche Einsatz mit
der Farbe und mit anderen Materialien nicht "auf sich gerichtet",
sondern impulsive Artikulation nach außen. Die Relikte dieser Performances
stellen anschließend eine eigenständige künstlerische Inszenierung
dar, als Installation, die vom situativen Ereignis losgelöst ist. Ebenso
haben die so entstandenen Fotoarbeiten keinen dokumentarischen Charakter, sondern
sind mit dem jeweiligen Ausschnitt Bilder im eigentlichen künstlerischen
Sinne, bei denen die Körperbewegung und die Farbe, die Stofflichkeit von
Federn und Schnüren genau denselben ästhetischen Wert haben wie in
anderen fotografischen Konzepten. Manche Strukturen der Materialien an der Körperoberfläche
und der Requisiten sind so auch nur im spezifischen medialen Ausdruck dieser
Fotos wahrzunehmen. In der Fotografie ist die Expressivität der Aktion
genauso erlebbar wie für das Live-Publikum, gleichzeitig generiert das
Medium einen weiteren und anderen ästhetischen Kontext.
"Feuer-Ritual", Ausstellung von Fotoarbeiten von Siglinde
Kallnbach
im Rahmen der Veranstaltung "Feuer", 17.-29.10.2000
der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepubllik Deutschland, Bonn
"Feuer-Ritual" - Fotoarbeiten und Asche-Torsi
alle Fotos courtesy of Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, Bonn
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